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Therapiegipfel: Diskussion zum
Eckpunktepapier

Therapeuten diskutierten in Berlin über Verbesserungen in der Heilmittelversorgung

Der Spitzenverband der Heilmittelerbringer hatte zum 1. Therapiegipfel nach Berlin eingeladen. Unter der vielversprechenden Bezeichnung „Therapiegipfel“ verbarg sich eine gut organisierte Podiumsdiskussion mit kurzzeitiger Beteiligung des Bundegesundheitsministers.
Schon im Pressegespräch am Vormittag transportierte der SHV, vertreten durch die Vorsitzenden oder Stellvertreter der Verbände IFK, Physio-Deutschland, VPT, ZFD und DVE die Themen der SHV in die Öffentlichkeit: Direktzugang, Novellierung der Berufsausbildungsgesetze mit klaren Qualitätsvorgaben an die Ausbildungseinrichtungen und klarer Verankerung der hochschulischen Ausbildung, Wegfall des Schulgeldes, Einführung einer Ausbildungsvergütung, Mitspracherechte im G-BA, Einbindung in die Telematik, nachhaltige Existenzsicherung aller freiberuflich und angestellt ambulant tätigen Heilmittelerbringer durch leistungsgerechte Entgelte sowie einer weiteren Abkopplung von der Grundlohnsummenbindung.
Andrea Rädlein betonte wie wichtig eine grundständige Akademiserung sei und Ute Repschläger verharrte in ihrem Lieblingsthema, dem Direktzugang, zu dem ihrer Ansicht nach, eine Akademisierung nicht zwingend notwendig sei.
Zu der Frage, wie die SHV zukünftig in den Kassenverhandlungen Einvernehmen mit den anderen Berufsverbänden herstellen will, obwohl diese, geht es nach Spahns Eckpunktepapier, nicht mehr am Verhandlungstisch sitzen, antwortete Rädlein: Wir werden im Dezember auf die Verbände zugehen und einladen. Derzeit analysiere der SHV die neue Situation und warte auf weitere Vorgaben des Bundesministeriums für Gesundheit. „Vorschläge können wir noch nicht verbreiten“, so Andrea Rädlein, „wir brauchen noch Zeit“.
Die Diskussionsrunde am Nachmittag eröffnete Jens Spahn mit einer kurzen Rede und einer Zusammenfassung des Eckpunktepapiers. Zur Schulgeldfreiheit in Bayern sagte Spahn, es sei ein schönes Zeichen, wenn ein Bundesland als erstes das Schulgeld abschafft und kommentierte im Nebensatz: „Eigentlich ist es verrückt, das das überhaupt noch in Bayern so ist.“ Die Blankoverordnung möchte der Gesundheitsminister regelhaft einrichten, dem Direktzugang erteilte er jedoch eine Absage mit dem Hinweis auf die Budgetverantwortung. Darüber hinaus würden die Berufsgesetze überarbeitet, Überlegungen laufen, welche Zertifikate in die Ausbildung integriert werden können. Eine grundständige Akademisierung lehnte Spahn mit den Worten ab: „ Wir wollen nicht, dass wir in den Gesundheitsberufen nur Bachelor- oder Masterabsolventen haben. Wir müssen schauen, dass wir die Ausbildung besser machen und die hochschulische Ausbildung als Ergänzung haben“.
Weiter ging es mit der Podiumsrunde. Im Historischen Hörsaal im Langenbeck Virchow Haus stellten sich die oben genannten Vertreter der fünf SHV-Verbände, Florian Rott, Referent Heilmittel des GKV-Spitzenverbands, Prof. Dr. Axel Ekkernkamp, BG Klinikum Unfallkrankenhaus Berlin | Universitätsmedizin Greifswald wie die Gesundheitspolitiker Dr. Roy Kühne (CDU) und Bettina Müller (SPD) den Fragen der Moderatorin Lisa Braun und den Fragen des Publikums.
Interessant in diesem Zusammenhang erschienen die Aussagen von Florian Rott vom GKV Spitzenverband. Die Themen des Eckpunktepapiers hätten ihn nicht überrascht, sie seien über die Jahre hinweg immer wieder platziert gewesen. Noch deutlicher wurde Rott zum Thema Zertifikate. Nachdem Andrea Rädlein auf eine Publikumsfrage antwortete, es sei eine Annahme, dass der ZVK an Zertifikatspositionen festhält, entgegnete Rott: „Die älteste Forderung des GKV Spitzenverbandes ist es, die Zertifikate in die Ausbildung zu inkludieren“ und schob den schwarzen Peter dem ZVK zu.
Auch das Thema „Kammer“ fand kurz Eingang in die Diskussion. Axel Ekkernkamp erläuterte die derzeitigen Entwicklungen der Pflegekammern und sagte: „Ich rate dringend davon ab Ressourcen in diese Richtung zu verschwenden.“
Roy Kühne hielt fest, welcher Aspekt im Zentrum der Verbesserungen im Heilmittelbereich stehen muss: „Das Gehalt ist das spürbare Kriterium, das erstmal erfüllt werden muss“. Bettina Müller ermutigte abschließend die Therapeuten sich weiter für ihre Forderungen einzusetzen, den Druck aufrecht zu halten und auf keinen Fall locker zu lassen. (dad)