Berufspolitik

Therapeuten diskutieren in Berlin

500 Therapeuten folgen im Langenbeck-Virchow-Haus in Berlin den Worten von Jens Spahn.

500 Therapeuten folgen der Einladung des Spitzenverbands der Heilmittelverbände (SHV) zum Therapiegipfel in Berlin. Jens Spahn erteilt der Vollakademisierung eine Absage.

 

500 Therapeuten diskutieren im großen Hörsaal des Langenbeck-Virchow-Hauses in Berlin – dazu ein hochkarätig besetztes Podium mit Gesundheitsminister Jens Spahn am Rednerpult. Der Lobbyerfolg der letzten Jahre ist sicht- und spürbar. Die Probleme der Heilmittelerbringer kommen in der Politik an, erste Verbesserungen mit dem Terminservice- und Versorgungsgesetz (TSVG) sind umgesetzt, andere auf dem Weg.

Deutliche Verbesserungen

„Die Einführung der Bundeshöchstpreise bringen deutliche Verbesserungen“, sagt Ute Repschläger, Vorsitzende des Spitzenverbandes der Heilmittelverbände (SHV). Dennoch reichen die Maßnahmen längst nicht aus. Weitere 30 Prozent Vergütungserhöhungen sind notwendig und auch der Verwaltungsaufwand in den Therapieberufen müsse vergütet werden.
Jens Spahn spricht von Vertrauen, dass es zurückzugewinnen gelte, durch gemeinsames Debattieren aber auch durch Entscheidungen. So verspricht der Minister bis Jahresende Eckpunkte zu veröffentlichen, als Grundlage für eine Ausbildungsreform und neue Berufsgesetze. Das Papier soll konkrete Lösungsvorschläge zum Thema „Schulgeld“ und der Abschaffung des Zertifikatswesens aufzeigen. Die entsprechende Gesetzgebung erfolge im nächsten Jahr, die Umsetzung 2021.

Absage an Vollakademisierung

Der Bitte der Vorrednerin, Ute Repschläger, Modelle für den Direktzugang einzuführen, kommt der Gesundheitsminister nicht nach. Es gelte zunächst die Blankoverordnung umzusetzen. Beim Direktzugang stelle sich die Frage der Budgetverantwortung. Diese dann weiterhin den Ärzten aufzulasten, werde nicht funktionieren. „Überlegen sie sich vorher, worauf sie sich einlassen“, sagt Spahn. Auch dem zweiten Kernanliegen der Veranstalter, der Einführung einer Vollakademisierung in den Therapieberufen, erteilte der Minister eine Absage. Er sei zwar für eine Bachelor- und Masterausbildung in den Therapieberufen, aber nicht als Ersatz, sondern als Ergänzung der Ausbildung. Eine Vollakademisierung werde es mit ihm als Minister nicht geben.

Podiumsdiskussion

In einer anschließenden Podiumsdiskussion mit Bettina Müller, MdB, (SPD), Ulrike Elsner, Vorstandsvorsitzende Verband der Ersatzkassen (vdek), Erik Bodendieck, Vorstandsmitglied der Bundesärztekammer (BÄK), Dr. Roy Kühne, MdB, (CDU) und den Vorsitzenden der SHV-Mitgliedsverbände erörterten die Teilnehmer unter der Moderation von Martin von Berswordt-Wallrabe und mit dem Publikum weitere Stellschrauben für bessere Rahmenbedingungen in den Therapieberufen. Auch wenn die Kernanliegen der SHV-Verbände – Vollakademisierung und Direktzugang – nicht die erwünschte Beachtung fanden, präsentierten sich die Berufsgruppen der Physiotherapeuten, Logopäden, Diätassistenten, Podologen, Ergotherapeuten und Masseure in Berlin durchsetzungsstark für die Interessen der Therapieberufe. (dad)