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Der 17. Mai ist Sebastian-Kneipp-Tag

Wer das Gießen versteht, ist ein Künstler in der Heilkunde“ – über Sebastian Kneipp und die Hydrotherapie

In Zeiten, in denen alles immer schneller voranschreitet und die Welt immer technisierter wird, besinnen sich mehr und mehr Menschen, wenn es um ihre Gesundheit geht, auf traditionelle Anwendungen. Eines der bekanntesten naturheilkundlichen Verfahren bis heute ist wohl die Kneipp-Therapie.

Benannt wurde diese nach dem bayerischen Priester Sebastian Kneipp, der am 17. Mai 1821 geboren wurde. Auf der Suche nach einer Behandlungsmethode für seine eigene Tuberkulose stieß Sebastian Kneipp 1849 auf ein Buch des Johann Siegmund Hahn über die Heilkraft kalten Wassers. Die dort aufgeführten Ergebnisse beeindruckten den kranken Kneipp und machten ihm gleichzeitig Hoffnung, sodass er sich dazu entschloss, die Hydrotherapie an sich selbst durchzuführen. Schon nach einem Bad in der eiskalten Donau und einem anschließenden Sprint fühlte er sich deutlich besser. In den folgenden Tagen wiederholte Sebastian Kneipp diese Prozedur und ergänzte sie um Güsse und Halbbäder, woraufhin sich sein Gesundheitszustand stätig verbesserte – bis hin zur vollständigen Genesung.

In den anschließenden Jahren vertiefte Kneipp seine Kenntnisse zur heilenden Kraft des Wassers und ging dazu über, auch andere Menschen zu therapieren. Als „Wasserdoktor“ behandelte der Priester seine Patienten kostenlos – was Ärzte und Apotheker missgünstig beobachteten und ihn schließlich sogar verklagten. Ohne Erfolg. Stattdessen wuchs sein Erfolg immer weiter und Sebastian Kneipps Wassertherapien wurden einer breiten Masse bekannt. Seine Erkenntnisse hielt er 1886 in seinem Werk „Meine Wasserkur“ fest.

Um die Wasserkur herum entwickelte Kneipp ein ganzheitliches Gesundheitskonzept, das heute als die fünf Säulen von Kneipp bekannt ist und die er 1889 in seinem Buch „So sollt ihr leben“ veröffentlichte. Die fünf Säulen Kneipps setzen sich zusammen aus Hydrotherapie, Ernährungstherapie, Bewegungstherapie, Phytotherapie und Ordnungstherapie.
Obwohl schon über 100 Jahre alt, wird die Hydrotherapie mit ihren thermischen Reizen auch heute noch erfolgreich als ergänzende Heilmethode eingesetzt. Der Reiz ist dabei temperaturabhängig. Warmes Wasser zwischen 36 und 38°C wirkt entspannend und entkrampfend, während kaltes Wasser bis zu 15°C anregend wirkt. Nach dem heutigen Stand der Wissenschaft ist es vor allem der Kältereiz, der eine medizinische Wirkung hat, während die Warmphasen vor allem einer Verstärkung des Kältereizes dienen.

Hydrotherapien nach Kneipp wirken stärkend, präventiv und auch Beschwerden lindernd. Sie werden häufig unterstützend eingesetzt, um das Immunsystem zu stärken, das Herz-Kreislaufsystem anzuregen, bei Durchblutungsstörungen und ebenso bei orthopädischen Erkrankungen. Die Wirksamkeit der Hydrotherapie bei verschiedenen Krankheitsbildern ist auch in Studien belegt worden. So wurde etwa bei einer Studie der FSU Jena nachgewiesen, dass Kneippsche Obergüsse die Häufigkeit von Atemwegsinfektionen bei COPD-Patienten reduzieren. In einer randomisierten, kontrollierten Studie der Klinik Bad Wörishofen der Deutschen Rentenversicherung Schwaben zur Wirkung der Hydrotherapie bei leichter bis mittlerer Hypertonie konnte festgestellt werden, dass diese eine wirksame Erweiterung der nicht medikamentösen Basistherapie der Hypertonie darstellt. Ergebnisse, über die Sebastian Kneipp sicher nicht überrascht wäre. (thi)

Foto: iStock.com/Kzenon