Welche Maßnahmen planen SPD und CDU gegen den Fachkräftemangel in der Physiotherapie in Mecklenburg-Vorpommern? Die Landespolitiker Julian Barlen, MdL, SPD und Sebastian Ehlers, MdL, CDU geben auf Nachfrage der Therapie + Praxis Auskunft.
T+P: 1. Herr Barlen, Herr Ehlers, als gesundheitspolitischer Sprecher der SPD und CDU Fraktion im Landtag Mecklenburg-Vorpommern sind sie an maßgeblichen Entscheidungen auf Landesebene beteiligt. Auf Bundesebene haben die Koalitionspartner CDU/CSU und SPD in der Koalitionsvereinbarung 2018 die Abschaffung der Schulgelder in den Gesundheitsfachberufen festgelegt. Leider wurde diese Vereinbarung bis heute nicht in Mecklenburg-Vorpommern umgesetzt. Warum wird das Schulgeld in den Gesundheitsberufen PhysiotherapeutIn und MasseurIn in Mecklenburg-Vorpommern nicht abgeschafft?
Julian Barlen
MdL, Sprecher für
Gesundheitspolitik /
SPD-Fraktion im Landtag
Mecklenburg-Vorpommern
Foto: Susi Knoll
Julian Barlen, SPD: In Mecklenburg-Vorpommern ist die Ausbildung an den staatlichen Schulen schon heute komplett kostenfrei und über die Landesgrenzen hinaus anerkannt. Die Ausbildung an den privaten Schulen im Land wird staatlich gefördert, um das Schuldgeld zu reduzieren. Unser Ziel ist aber – und darauf zielt Ihre Frage ja zu Recht ab -, dass die Ausbildung an allen Ausbildungsstandorten attraktiver und daher nicht nur schulgeldfrei, sondern auch vergütet wird.
Da wir das als Bundesland nicht komplett alleine stemmen können, war es richtig, dass eine Bund-Länder-Arbeitsgruppe zur Novellierung und Finanzierung der Ausbildung der Gesundheitsfachberufe gearbeitet und gute Ergebnisse produziert hat. Die Zielrichtung stimmt. Dass die vereinbarten Schritte vor allem auf Bundesebene durch entsprechende Änderungen der Bundesgesetze noch nicht umgesetzt sind, kritisiere ich. Das muss schneller gehen.
Sebastian Ehlers MdL
Sprecher für Gesundheitspolitik/
CDU Fraktion im Landtag
Mecklenburg-Vorpommern
Sebastian Ehlers, CDU: Wir haben in der Koalition mit der schrittweisen Abschaffung des Schulgeldes begonnen. In der nächsten Wahlperiode muss dieser Prozess abgeschlossen werden. Die Enquete-Kommission zur Zukunft der medizinischen Versorgung in Mecklenburg-Vorpommern wird fraktionsübergreifend diese Forderung nochmals bekräftigen. Ich rechne deshalb mit einer zügigen Umsetzung nach der Landtagswahl.
T+P: 2. Der Beruf der PhysiotherapeutIn gehört zu den Mangelberufen in Deutschland. Aufgrund des Fachkräftemangels ist die flächendeckende Versorgung mit physiotherapeutischen Leistungen in Mecklenburg-Vorpommern bedroht. Welche Gegenmaßnahmen planen ihre Parteien in Mecklenburg-Vorpommern für die kommende Legislaturperiode?
Julian Barlen, SPD: Im gesamten Gesundheitssystem existiert ein Fachkräftemangel. Das betrifft nicht zuletzt die therapeutischen Gesundheitsberufe. Vor diesem Hintergrund haben wir im Landtag die Enquetekommission „Zukunft der medizinischen Versorgung in Mecklenburg-Vorpommern“ eingesetzt, die sich u. a . intensiv damit beschäftigt hat, wie dem Fachkräftemangel begegnet kann.
Eine Empfehlung der Kommission ist analog zu Frage 1 alle Ausbildungsberufe der medizinischen Versorgung kostenfrei zu stellen und idealerweise zu vergüten. Es wird aber auch darauf hingewiesen, dass weitere Anreize nötig sind, um die Attraktivität der Berufe zu steigern. Hierbei geht es um eine verlässlichere Arbeitsplanung, Entlastung bei der Bürokratie, Digitalisierung, Möglichkeiten der Delegation sowie der Substitution, geringere Arbeitsbelastung sowie eine insgesamt bessere Vergütung.
Sebastian Ehlers, CDU: Ziel muss es sein, die Ausbildung in allen Gesundheitsfachberufen kostenfrei zu gestalten wie das z. B. bei der Pflege gelungen ist. Dies gelingt am besten über bundeseinheitliche Regelungen, die auch die Sozialversicherungsträger einbeziehen. Im Rahmen der anstehenden Ausbildungs-Reformen insbesondere in der Physiotherapie werden wir uns dafür auf Bundesebene weiter einsetzen.
T+P: 3. Mecklenburg-Vorpommern möchte zum Gesundheitsland Nummer eins werden. „Dafür setzt sich die Landesregierung ein“, wirbt ein Slogan auf der Website des Gesundheitsministeriums. Das Land will das Wirtschaftspotential ausbauen und neue Arbeitsplätze schaffen. Nun ist es in den Therapieberufen aber so, dass es nicht an Arbeitsplätzen, sondern an Arbeitskräften mangelt. Hilfreich wäre eine Abschaffung des Schulgeldes. Wann wird das Schulgeld in den Therapieberufen in Mecklenburg-Vorpommern abgeschafft?
Julian Barlen, SPD: Es herrscht Einigkeit, dass die Ausbildung in den Gesundheitsfachnerufen kostenfrei sein und sogar vergütet werden muss. An den staatlichen Schulen in Mecklenburg-Vorpommern bieten wir die Ausbildung schon heute kostenfrei an. An den privaten Schulen leistet das Land einen Zuschuss zur Reduzierung der Kosten. Wir sind aber voll auf Linie der Vereinbarung der Bund-Länder-Arbeitsgruppe zu diesem Thema, dass die Ausbildung kostenfrei sein muss – unabhängig davon, wo der Beruf erlernt wird.
Die kostenfrei Ausbildung in einem Gesundheitsberufen ist und bleibt fester Bestandteil unseres Programms für MV – hier im Land und auch mit Blick auf Berlin. Für die zügige Umsetzung auch an den privaten Schulen setzen wir als Bundesland Mecklenburg-Vorpommern weiter auf das vereinbarte, gemeinsame Vorgehen und drängen auf eine schnelle Umsetzung der Verabredungen!
Sebastian Ehlers, CDU: Wenn sich alle Beteiligten einig sind, kann die Schulgeldfreiheit zügig nach der Wahl umgesetzt werden. An der CDU-Fraktion wird es jedenfalls nicht scheitern.