Die Vereinten Therapeuten hatten zu einer Demonstration für bessere Rahmenbedingungen in den Therapieberufen nach Leipzig eingeladen.
Die Anliegen der Therapeuten wurden vor allem von der Presse aufgegriffen und zogen eine breite Berichterstattung nach sich. Unter anderem berichtete das ZDF mit einem Beitrag im Heute Journal. Die Teilnmehmerzahl blieb allerdings mit geschätzten 500 bis 1000 Demonstranten weit unter den Erwartungen der Veranstalter.
Wir sprachen im Vorfeld mit Thomas Etzmuß, Vorsitzender von
[Vereinte Therapeuten][ und Veranstalter der Demonstration. Das Interview können Sie hier nachlesen:
Am 09. März treffen sich Therapeutinnen und Therapeuten aller Heilmittelberufe um 15:00 Uhr vor der Nikolaikirche in Leipzig, um bei einer von [Vereinte Therapeuten][ organisierten Großdemonstration nicht nur lautstark auf die katastrophale Lage der Heilmittelerbringer hinzuweisen, sondern auch dafür zu sorgen, dass sich zeitnah etwas daran ändert. Wir führten ein Interview mit Thomas Etzmuß – Logopäde mit eigener Praxis in Tönisvorst am Niederrhein und erster Vorsitzender der vereinten Therapeuten – über die Notwendigkeit einer weiteren Demonstration und die Hintergründe.
Der VDB-Physiotherapieverband unterstützt die Demonstration und wird vor Ort vertreten sein. Der Bundesvorsitzende Marcus Troidl wird eine Rede halten.
VDB: In den letzten Monaten hat sich politisch viel zum Guten gewandt für Heilmittelerbringer. Die Schulgelder wurden in mehreren Bundesländern teilweise oder ganz abgeschafft, andere sollen folgen. Die Honorare sind schon um bis zu 32% gestiegen, die Bürokratie soll sich vereinfachen, wie der Gesundheitsminister Spahn es in seinem Eckpunktepapier festgehalten hat. Alles, wofür in den vergangenen Jahren auf die Straße gegangen wurde, scheint zu laufen. Warum nun also die geplante Großdemo im März?
Thomas Etzmuß: Der aktuell vorgestellte Gesetzesentwurf des Bundesgesundheitsministersist in Teilen ein Schritt in die richtige Richtung, greift uns als [Vereinte Therapeuten][ aber nicht tief genug und enthält wesentliche Punkte nicht. Offensichtlich möchte man damit wieder einmal nur die Heilmittelerbringer beruhigen. Diese beabsichtigten Maßnahmen reichen uns bei weitem nicht aus. Wir erwarten jetzt die Umsetzung aller unserer Forderungen und einer damit einhergehenden Verbesserung der Rahmenbedingungen – allen voran einer deutlich besseren Vergütung unserer Leistungen in Form einer finanziellen Soforthilfe. Das heißt: hier müssen noch mal 30% on top. Der Minuteneckpreis pro Therapieeinheit muss nach heutigem Stand ganz klar bei mindestens 1,50 € liegen. Außerdem müssen alle bisher unvergüteten Tätigkeiten, die die Therapie betreffen, vergütet werden.
VDB: An den Demonstrationen beteiligen sich verschiedene Berufsverbände und Gruppierungen, die zum Teil recht unterschiedliche Forderungen verfolgen. Wofür stehen die vereinten Therapeuten genau ein?
Thomas Etzmuß: Die meisten Forderungen der einzelnen Berufsgruppen, Verbände und Organisationen, sind fachübergreifend deckungsgleich. Lediglich in Bezug auf Ausbildungsreformen und der Forderung nach Mitbestimmung im Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA) gibt es unterschiedliche Meinungen. Wir als [Vereinte Therapeuten][ stehen für eine sofortige deutlich bessere Vergütung unserer Leistungen im Heilmittelbereich, ein schnelles Ende des Bürokratiewahnsinns, eine unmittelbare Ausbildungsreform, die bundesweite unverzügliche Abschaffung des Schulgelds, das Recht auf Sitz und Stimme im gemeinsamen Bundesausschuss, die rasche Abschaffung der Richtgrößen, Budgetierungen und Regresse und insgesamt für eine sichere Zukunft für Heilmittelerbringer und Patienten.
VDB: Warum fühlen Sie sich berufen, diese Demonstrationen zu organisieren? Was gab bei Ihnen, als [Vereinte Therapeuten][, den Ausschlag zu sagen: „Wir müssen auf die Straße gehen.“? Warum haben Sie damals begonnen, die Demonstrationen zu veranstalten?
Thomas Etzmuß: Wir haben gemerkt, dass viele gemeinsame, fachübergreifende Probleme im Heilmittelbereich bestehen. Es gibt gemeinsame Nenner, die alle Berufsgruppen gleichermaßen betreffen. Und genau diese Probleme haben wir uns unter anderem vorgenommen, mittels Demonstrationen und Kundgebungen auf die Straße zu bringen – Um die Öffentlichkeit zu informieren, die Politik und natürlich auch sonstige Entscheidungsträger.
VDB: Die letzte große Demonstration fand in Köln statt. Warum nun in Leipzig? Warum am 09. März?
Thomas Etzmuß: Der 09. März wurde auserkoren, weil dort parallel die Messe „therapie Leipzig“, eine der größten Therapiemessen in Deutschland, stattfindet. Das heißt, tausende Therapeuten aus allen Bundesländern werden dort vor Ort sein. Dass Leipzig als Veranstaltungsort ausgewählt wurde, hat zudem einen historischen Hintergrund: die Stadt spielte damals eine bedeutende Rolle, für die damalige Wende in Verbindung mit dem Mauerfall 1989. Leipzig steht demnach für Veränderung. Auch wir stehen gemeinsam am 9. März für Veränderung ein.
VDB: Was soll der Grundtenor der Demonstration sein? Welche Forderungen werden gestellt?
Thomas Etzmuß: Dranbleiben und nachhaltig Verbesserungen und Veränderungen der Rahmenbedingungen einfordern.
VDB: Was erwarten Sie von der Demonstration?
Thomas Etzmuß: Es geht darum aufzuzeigen, dass die Probleme weiterhin bestehen, trotz diverser Gesetzesvorhaben und damit den Druck auf die Entscheidungsträger – wie die Politik und die gesetzliche Krankenversicherung (GKV) – zu erhöhen. Zudem geht es darum, die Öffentlichkeit für die Probleme der Heilmittelerbringer zu sensibilisieren – auch gerade in Bezug auf eine bereits jetzt schon vielerorts nicht mehr zu deckende Patientenversorgung.
VDB: Welche Sprecher konnten Sie gewinnen? Was erwartet die Teilnehmer?
Thomas Etzmuß: Es sind sehr viele Fachverbände mit Sprechern aus den verschiedenen Heilmittelbereichen vor Ort – und ich kann sagen, alle Fachberufe, also Logopädie, Ergotherapie, Physiotherapie, Podologie und Diätassistenz, sind jeweils durch einen Sprecher oder eine Sprecherin vertreten. Auch eine Schülerin wird vor Ort sprechen. Zudem konnten wir auch zwei Bundespolitiker als Sprecher gewinnen.
VDB: Die letzte Demonstration in Köln war ein großer Erfolg. Was können die Teilnehmer konkret tun, damit die Demonstration in Leipzig zu einem so großen Erfolg wird wie die letzte?
Thomas Etzmuß: Aktiv an der Demonstration teilnehmen – mit Bannern, mit Trillerpfeifen, mit Plakaten und vor allem auch, indem die Kolleginnen und Kollegen über die Demo informiert werden. Obwohl die dpa bereits eine entsprechende Pressemitteilung herausgegeben hat und bundesweit die Medien über die bevorstehende Demo in Leipzig berichten, gerne auch nochmal selbst die lokale Presse vor Ort ansprechen und über die Demo informieren.
VDB: Wie viele Teilnehmer erwarten Sie?
Thomas Etzmuß: Wir erwarten 5000 bis 6000 Teilnehmer.
VDB: Was haben Sie aus den letzten Demonstrationen mitgenommen?
Thomas Etzmuß: Die zunehmende Bereitschaft der Kolleginnen und Kollegen für bessere Rahmenbedingungen zu kämpfen und für ihre Meinung auf die Straße zu gehen – länderübergreifend und fachübergreifend.
VDB: Was wollen Sie den potenziellen Teilnehmern der Demonstration mitgeben?
Thomas Etzmuß: Erfolg hat drei Buchstaben: T-U-N!
VDB: Dann hoffe ich, dass die Demonstration die erwartete Durchschlagkraft hat, wünsche viel Erfolg und bedanke mich für das nette Gespräch.
Das Gespräch führte Tina Thiede, Redakteurin Print und Social Media/ VDB-Physiotherapieverband